Die Architekten

Die illustren Freiburger Baumeister André-Joseph Rossier (1647-1715) und Charles de Castella (1737-1823)

Als André-Joseph Rossier das Schloss Delley zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Auftrag des ersten Besitzers aus der Familie de Castella, des Obersten Jean-Antoine, erbaute, war er in Freiburg bereits sowohl als Architekt als auch als Politiker eine bekannte Persönlichkeit. Er sass im Rat der Zweihundert und der Sechzig. Seit 1668 gehörte er zudem der Heimlichen Burgerschaft von Freiburg an. Als Architekt öffentlicher Bauten trat er durch die Errichtung des Burgerspitals sowie durch die Bauführung des Ursulinenklosters hervor. Bevor er mit dem von der Freiburger Regierung in Auftrag gegebenen Umbau des Saales des Grossen Rates beginnen konnte, starb er 1715. Zu den privaten Bauten gehören neben dem Schloss Delley die Landhäuser von Avry-sur-Matran und Chenaleyres bei Belfaux, die Parallelen zu Delley aufweisen. Den Auftrag für das Schloss Delley erhielt Rossier wohl nicht zuletzt wegen seiner Heirat in die Familie de Castella. Er hatte Hélène de Castella, die Schwester von Jean-Antoine,  zur Frau genommen.

Der Auftrag für die Erweiterung des Gebäudes ging 1774 an einen direkten Verwandten der Besitzerfamilie, an den nicht weniger bekannten Architekten Antoine-Laurent-Charles de Castella, Vetter des Bauherrn Joseph-Tobie. Wie zahlreiche Mitglieder der Familie de Castella hatte auch Charles die militärische Karriere eingeschlagen. Über seine Ausbildung zum Architekten ist wenig bekannt. Zu der damaligen Zeit war die Ausbildung eines Baumeisters noch kaum festgelegt. Im Zeichen der Aufklärung und des Humanismus gehörten architektonische Grundkenntnisse zur Bildung eines jungen Patriziers. Zudem eignete sich Charles de Castella mittels der entsprechenden Literatur sein Wissen autodidaktisch an, wahrscheinlich nicht zuletzt mit Hilfe der Bücher aus dem Nachlass Rossiers. Charles war ein passionierter Zeichner. Hefte mit hunderten von Architekturzeichnungen zeugen von seinen zahllosen Projekten für öffentliche und private Bauten. Zu den ausgeführten Werken gehören das Schützenhaus in Freiburg, das Kornhaus in Moudon, das Schulhaus in Romont, eine Kapelle und zwei kleine Kirchen, rund zwanzig städtische Privathäuser und zahlreiche Landsitze.