Besitzer und Gebäude

Von der mittelalterlichen Burg zum Wohn- und Repräsentationsschloss

Das Schloss Delley hat viele Schlossherren überlebt. Geprägt wurde der Gutsbesitz von zwei Adelsfamilien. Die Familie d’Agnens und später die Familie de Castella hielten Delley jeweils während Jahrhunderten in ihrem Besitz. Vorher war das Gebiet dem Kapitel der Kathedrale von Lausanne unterstellt gewesen. Seit Pierre d’Agnens 1239 der erste Landherr von Delley wurde, ist die Besitzergeschichte des Schlosses lückenlos bekannt. Die Familie d’Agnens, die im Verlaufe der Zeit den Namen „de Delley“ annahm, reichte den Besitz während Generationen weiter. Wegen zahlreicher Erbteilungen verlor sie ihn jedoch Mitte des 16. Jahrhunderts. Die zerstückelte Herrschaft wurde erst 1675 durch den Erwerb einer Erbin wieder vereinigt und ging vier Jahre später an die Familie de Castella über, welche das Schlossgut wiederum während über dreihundert Jahren in ihrem Besitz behalten konnte.

Die verschiedenen Schlossherren haben ihre Spuren hinterlassen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts liess Jean-Antoine de Castella den savoyischen Eckturm der Familie d’Agnens ersetzen und beauftragte den Baumeister André-Joseph Rossier mit einem Neubau, dem mittleren Teil des heute erhaltenen Schlosses. Aus dieser Zeit stammt ebenfalls die Kapelle im Schlosspark. Die Erweiterung des Gebäudes um die beiden seitlichen Pavillons erfolgte im Jahre 1774 unter Joseph-Tobie de Castella. Der Umbau wurde dessen Vetter, dem bekannten Freiburger Architekten Charles de Castella, anvertraut. Als Pierre de Castella, der letzte Besitzer aus dieser Familie, das Schloss mit den zwei dazugehörenden Gutsbetrieben im Jahre 1941 erbte, war das Gebäude seit dreissig Jahren unbewohnt und hatte unter anderem zum Trocknen von Tabakblättern gedient. Pierre de Castella liess das Schloss teilweise renovieren und nahm Wohnsitz in Delley. Er verkaufte den entfernteren Gutsbetrieb und vermietete den an die Schlossanlage angrenzenden Betrieb mit seinem Speicher an den Schweizerischen Saatzuchtverband (SZV). Dieser konnte ihn 1975 käuflich erwerben. Im Jahre 1983 gelangte das Schloss an die vom Saatzuchtverband gegründete Stiftung Schloss Delley. Seit 1984 wurden das Schlossgebäude und die Kapelle in mehreren Etappen renoviert und restauriert. Von 1976 bis 1994 war das Schlossgut Sitz des Zuchtbetriebes des SZV. Zu Beginn des Jahres 1994 wurde der Geschäftssitz des SZV von Solothurn nach Delley verlegt. Im Verlaufe von 1994 entstanden aus der Reorganisation des SZV zwei verschiedene Institutionen: Der Schweizerische Saatgutproduzenten-Verband (SSPV) und Delley Samen und Pflanzen AG (DSP AG). Heute ist das Schloss der Sitz von swisssem – die neue Bezeichnung des SSPV ab 2003 – der DSP AG sowie des Sekretariates der Schweizerischen Interessengemeinschaft für den Schutz von Pflanzenzüchtungen (SISP). Im Verlaufe der Jahre ist das Schloss zum schweizerischen Saatgutzentrum geworden.