Baubeschrieb

Ein reizvolles Schloss aus dem 18. Jahrhundert

Heute besteht der Besitz von Delley aus dem anfangs des 18. Jahrhunderts erbauten Landhaus mit den später seitlich angebauten Flügeln, einer grosszügigen Parkanlage, der freistehenden Kapelle sowie dem Schlosspächterhaus. Ein Steinbogen überspannt den Zugang zum Schloss. Bei der von André-Joseph Rossier anfangs des 18. Jahrhunderts erbauten Campagna mit dem hohen, leicht geknickten Walmdach handelt es sich um einen streng symmetrischen Bau. Der Mittelteil mit dem Eingangsportikus und dem darüberliegenden Balkon des Obergeschosses wird beidseitig von Seitenrisaliten flankiert. Diese vorspringenden Gebäudeteile sowie die Dreierarkade des Portikus mit dem Triglyphenfries und die Balustrade des Balkons tragen zu einer gelungenen Gliederung und Belebung der Fassade bei. Auf die Mittelachse der Schaufront führt eine Allee zu, an deren Ende ein kleiner Lustgarten liegt. Auf der anderen Seite, inmitten der Parkanlage und genau in der Mittelachse der Gartenfassade, liegt die schmucke kleine Kapelle. Garten wie Kapelle verstärken die zentrale Ausrichtung und evozieren eine herrschaftliche Gesamtanlage. Die von Charles de Castella 1774 seitlich angebauten, pavillonartigen Annexe, welche wohl infolge Platzmangels von der Familie Joseph-Tobies benötigt wurden, fügen sich harmonisch an das ursprüngliche Gebäude an. Die vertikale Ausrichtung des Mittelteils und die additive Fügung der verschiedenen Gebäudeteile zu einer symmetrischen Gesamterscheinung erinnern an Merkmale der französischen Renaissancearchitektur. 

Das Innere des zweigeschossigen Schlosses entspricht einem im 18. Jahrhundert oft verwendeten Schema; während im Erdgeschoss das Vestibül, die Küche, das Esszimmer sowie verschiedene Diensträume untergebracht waren, lagen im Obergeschoss, der sogenannten Beletage oder dem Piano nobile, der Salon und die Schlafzimmer. Das grosszügige Wohn- und Empfangszimmer, ursprünglich mit Ledertapeten ausgeschlagen, dient heute als Konferenzzimmer. Prächtige Stukkaturen an Decken und Kaminen, teils mit den Familienwappen, verzieren zahlreiche Räume. In der Bibliothek ist eine bemalte Holzdecke erhalten.

Ein grosser Park mit altem Baumbestand umgibt das Bauwerk. Bereits Jean-Antoine de Castella veränderte beim Neubau des Schlosses den Park nach dem Geschmack des 18. Jahrhunderts und verlieh ihm englische Züge. Joseph-Tobie fügte in der zweiten Jahrhunderthälfte seltene, zum Teil heute noch bestehende Baumbestände an und bezeichnete die Anlagen als „Neuengland“, „chinesischer Garten“ und „Hermitage“.

Die im Park eingebettete Kapelle entstand im Zusammenhang mit einem Gelöbnis, welches der in französischen Kriegsdiensten während der spanischen Erbfolgekriege schwer verwundete Oberst Jean-Antoine de Castella abgelegt hatte. Er verpflichtete sich, im Falle seiner Genesung eine Kapelle zu errichten. 1710 erfüllte er sein Versprechen und liess in Delley die dem Franziskanermönch Antonius von Padua gewidmete Kapelle erbauen. Eine datierte Tafel an der Fassade über dem Türsturz erinnert an den Bauherrn und nennt den Schutzpatron des Sakralbaus. Beidseitig der Tafel sind Familienwappen angebracht. Auch im Inneren der Kapelle befinden sich Wappen der Familie. Auf dem restaurierten Altarbild ist eines der Wunder aus dem Leben des Heiligen Antonius dargestellt.